Im Städteregionstag am 27.10.2016 wurde eine Studie vorgestellt, die sich mit möglichen radiologische Auswirkungen eines Versagens des Reaktordruckbehälters im KKW Tihange 2 für die DreiländerRegion Aachen unter 3000 verschiedenen realen Wetterbedingungen befasste. Professor Dr. Wolfgang Renneberg vom Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften an der Universität für Bodenkultur Wien und der Hauptautor der Studie, Dr. Nikolaus Müllner, stellten die zentralen Ergebnisse vor.

Die Expertenmeinungen, ob der Reaktordruckbehälter auch unter Unfallbedingungen sicher ist und ein Versagen desselben ausgeschlossen werden kann, gehen auseinander. Die deutsche Reaktorsicherheitskommission hat jedenfalls Zweifel daran, dass die für den Betrieb der Anlage geforderten und in den Nachweisen ausgewiesenen Sicherheitsreserven tatsächlich vorhanden sind. Eine Bitte der Bundesregierung, die betroffenen Kraftwerke bis zur Klärung offener Sicherheitsfragen herunterzufahren, lehnten die belgischen Behörden ab. Im Falle eines Gaus würde die Region Aachen für lange Zeit unbewohnbar.

Thomas Griese, GRÜNES Städteregionstagsmitglied und Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz kommentiert die Ergebnisse:

„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass nur das Risiko sicher ist. Tihange stellt eine akute Gefahr direkt vor unserer Haustür dar. Es ist beklemmend zu hören, welche Auswirkungen ein Unfall bei uns hätte. 1000 Krebstote pro Jahr. Bei ungünstiger Wetterlage sind wir in einer vergleichbaren Situation wie bei der 30 km Sperrzone bei Fukushima. Tihange ist ein unakzeptables Risiko für uns und die belgische Bevölkerung, nur weil aus dem Schrottreaktor noch der letzte Profit gezogen werden soll. Strom ist im Überfluss da. Das Verhalten der belgischen Regierung ist unverantwortlich. Nach wie vor ist das Versprödungsverhalten der Reaktordruckbehälter nicht geklärt. Die Fakten bestärken uns in der Forderung, den Schrottmeiler endgültig abzuschalten. Deshalb müssen wir alle unsere Anstrengungen intensivieren.

Ingrid von Morandell, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN ergänzt: 14695493_946033708873603_7034426432307987874_n

„Bei keinem anderen Thema in der Region haben die Menschen so klare Erwartungshaltungen an das Handeln der Politik. Die Gruppe der Unterstützer*innen wird immer größer. Aachen muss bewohnbar bleiben! Um den Druck zu erhöhen beteiligen sich die Fraktionsvorsitzenden im SRT Aachen mit einer Betroffenheitsklage. Wir müssen den politischen Druck ausbauen in Richtung der Nachbarregierung und der Europäischen Kommission. Gerade letztere muss ihre Verantwortung wahrnehmen und die Atomsicherheit nicht an die Mitgliedstaaten zurück delegieren. Diese Maßnahmen müssen flankiert werden durch juristischen Druck.“

Wie kann sich die Bevölkerung im Falle eines Supergaus schützen?

Man soll auf jedenfall zu Hause bleiben und Fenster und Türen schließen. Das sei besser, als im Stau auf der Autobahn, direkt mit den Strahlen konfrontiert zu werden. Als Notfallutensilien soll man sich eine FFP3 Maske zulegen, die vor dem Einatmen der schädlichen Strahlenpartikel schützt. Jodtabletten sollen 3-6 Stunden vor dem Eintreffen der radioaktiven Wolke  eingenommen werden. Auch Katastrophenschutzmaßnahmen soll es geben.

Zeitlicher Ablauf und aktueller Stand der Klage

  • Grundlagenermittlung/Aufbereitung des Sachverhaltes (01.2016)
  • Erstellung und Einreichen der Klage vor dem belgischen Staatsrat am (05.02.2016)
  • sowie Schriftsatz zur Klageerwiderung am (08.07.2016)
  • Erstellung des Auskunftsersuchens an die EU-Kommission (Abgeschlossen)
  • rechtl. Vorbereitung des Termins mit Parlamentspräsident Schulz (14.06.2016)
  • rechtl. Vorbereitung des Termins mit Kommissar Canete (25.07.2016)
  • Erstellung eines meteorologischen Gutachtens zur Darstellung der Betroffenheit der Region im Falle eines Reaktorunfalls in Tihange (Abschluss: 27.10.2016)
  • rechtl. Vorbereitung der zweiten Klage vor dem Gericht der Ersten Instanz (mit Maastricht und Wiltz) (in Arbeit)

Bericht der StädteRegion Aachen zur Sitzung

Bericht des WDR zur Sitzung

Chronik der StädteRegion zum Verlauf der Klage

Interaktives Kunstprojekt zu Tihange www.tihange-alarm.eu bei dem jedeR Tihange abschalten kann. Die Ergebnisse werden der belgischen Regierung mitgeteilt.