Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bittet die belgische Regierung darum, die beiden Kernreaktoren Doel 3 und Tihange 2 so lange stillzulegen, wie dazu Fragen über deren Sicherheit offen bleiben. Die beiden Meiler sind trotz Haarrissen in ihrer Reaktorummantelung seit Ende 2015 wieder am Netz.
Im Sommer 2012 wurden die beiden Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 abgeschaltet, nach dem in deren stählernen Ummantelungen tausende Haarrisse festgestellt wurden. Doch nach eingehender Untersuchung gab die belgische Bundesagentur für Nukleare Kontrolle (FANC) Kraftwerksbetreiber Engie (ehemals Electrabel) die Zustimmung, die Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen, was Ende des vergangenen Jahres geschah.
Doch die deutsche Umweltministerin ist jetzt der Ansicht, dass beide im In- und Ausland umstrittenen Meiler erneut untersucht werden müssten. Hendricks verweist dabei auf die Tatsache, dass die deutsche Reaktorsicherheitskommission (RSK) nicht bestätigen kann, dass die beiden Meiler wirklich sicher sind. Das rund 70 km von Aachen entfernte AKW Tihange (Foto oben) bei Huy in der Provinz Lüttich und die das Kernkraftwerk Doel (kl. Foto) bei Antwerpen geraten immer wieder mit Problemen in die Schlagzeilen und bereiten den Nachbarländern Deutschland und Niederlande große Sorgen.
Aus dem Bericht der unabhängigen RSK-Experten – der der deutschen Presseagentur dpa vorliegt – geht hervor, dass sie davon ausgehen, dass die Wände der Reaktordruckbehälter im Alltagsbetrieb keine Probleme machen. Für den Störfall sind die Experten aber nicht sicher, dass ausreichend Sicherheitsreserven eingehalten werden. Wörtlich schreibt die RSK: „Aus heutiger Sicht gibt es keine konkreten Hinweise, dass die Sicherheitsabstände aufgezehrt sind. Es kann aber auch nicht bestätigt werden, dass diese sicher eingehalten werden.“
Zeichen setzen
Umweltministerin Hendricks ist der Ansicht, die belgischen Behörden würden ein wichtiges Zeichen setzen, wenn sie die Sorgen ihrer deutschen Nachbarn ernst nehmen würden: „Darum glaube ich, wäre es gut, diese (Anlagen (A.d.R.)) vom Netz zu nehmen, zumindest bis weitere Untersuchungen abgerundet werden können.“ Anfang Februar einigten sich Belgien und Deutschland auf gegenseitige Inspektionen ihrer Atomkraftwerke und auf einen regelmäßigen gegenseitigen Austausch von Erkenntnissen.
Quelle: http://deredactie.be/cm/vrtnieuws.deutsch/nachrichten/1.2634192
483. Sitzung der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) am 13.04.2016